Baustelle Bildung

Im Mittelpunkt der Waldorfpädagogik steht die Frage nach dem werdenden Menschen. In einem jeden Menschen steckt eine unverwechselbare Individualität verborgen. Diese entsteht nach Auffassung der Waldorfpädagogik weder mit dem Zeugungsakt noch ist sie ein Produkt gesellschaftlicher Verhältnisse. Der Mensch gehört sich selber. Was bedeutet das für Erziehung und Unterricht?
Die Individualität eines Menschen, das Ich, ist nicht nur schwer erziehbar: es entzieht sich jedem direkten Zugriff. Wäre das anders, dann gäbe es keine Erziehung, die die Freiheit des Menschen zum Ziel hat. Eine Erziehungsaufgabe besteht darin, um das Kind herum ein Klima und eine Atmosphäre herzustellen, die auf das Ich anregend wirkt. Dabei ist es von großer Wirkung auf das Kind, wenn es erlebt, dass Lehrer Freude an ihrem Beruf haben. Davon sollte in jeder Unterrichtsstunde etwas bemerkbar sein. Das ist aber nicht alles.
Ein Zweites betrifft die Methoden. Ein guter Unterricht wendet sich nie nur an die kognitiven Fähigkeiten, es sollte immer der ganze Mensch angesprochen werden. Das hat Pestalozzi schon erkannt, der eine Erziehung für Kopf, Herz und Hand forderte. So spielt das handelnde Lernen eine große Rolle in der Waldorfpädagogik. Schon aus diesem Grunde kommt den künstlerisch–praktischen Fächern eine so große Bedeutung zu. In der handelnden Welterfahrung verbinden sich die Kinder emotional mit dem Stoff. Erst, wenn das geschehen ist, kommt es zu einer gedanklichen Aufarbeitung des Stoffes. Dem Verstehen muss die Erfahrung vorausgehen. In der Waldorfpädagogik werden Bildungs- und Lernvorgänge mit einem künstlerischen Prozess verglichen.
Aus: www.lehrer-seminar-berlin.de

 

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